Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) sind weit mehr als nur ein Fortbewegungsmittel – sie sind ein lebendiges Stück Industriekultur, ein Aushängeschild des Harzes und ein europaweites Alleinstellungsmerkmal im Bereich des historischen Schienenverkehrs. Die erste Strecke der Harzer Schmalspurbahn, Gernrode-Harzgerode Eisenbahn (GHE), wurde zwischen Gernrode und Mägdesprung 1887 eröffnet. Sie hatte eine Spurweite von 1.000 mm, die für alle Strecken der HSB typisch ist.
In den 1890er Jahren wurden weitere Streckenabschnitte gebaut, darunter die Strecke von Wernigerode nach Nordhausen (heutige Harzquerbahn) und die Verbindung zum Brocken (Brockenbahn). Der Bau der Brockenbahn war besonders herausfordernd, da die Strecke auf 1.141 Meter Höhe führt und extreme Wetterbedingungen im Harz berücksichtigt werden mussten. Mit der Fertigstellung der Brockenbahn-Strecke konnte nun der höchsten Berg Norddeutschlands einfach per Bahn erreicht werden. Der Ausbau der Strecke war auch in wirtschaftlicher Hinsicht ein enormer Fortschritt. Viele Jahre wurde sie von Bergbau und Holzindustrie für den Güterverkehr genutzt.
Am 20. Juni 1898 bekam das 600 m hoch gelegene Schierke durch die Brockenbahn einen Eisenbahnanschluss nach Wernigerode. Von nun an nahm der Fremdenverkehr eine völlig neue Dimension an. Hotels wurden gegründet, der Wohlstand wuchs, der Ort blühte auf. Alles was Rang und Namen hatte fuhr in das „Deutsche Sankt Moritz “. 1899 wurde die Fortsetzung zum Brocken eröffnet. 1950 fanden in Schierke die ersten DDR-Meisterschaften im Wintersport statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Harzer Schmalspurbahn unter die Verwaltung der Deutschen Reichsbahn in der DDR. Im Jahre 1951, wurde Schierke zur Sperrzone erklärt und Grenztruppenstandort. Während der Teilung Deutschlands war die Brockenstrecke ab Schierke aufgrund der Nähe zur innerdeutschen Grenze für den öffentlichen Verkehr gesperrt und wurde ausschließlich für militärische Zwecke genutzt.
Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurde die Brockenbahn wieder für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Dies war ein wichtiger Schritt, da der Brocken als Natur- und Aussichtspunkt wieder an Attraktivität gewann. Von da an kehrten Tourismus und das touristische Leben zurück auf den Brocken. Mit der Gründung der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) 1993 wurde der Betrieb modernisiert und die Bahn wird als technisches Kulturgut gepflegt, sie ist ein lebendiges Stück Eisenbahngeschichte, das Tradition und Tourismus erfolgreich vereint. Ihre Bedeutung für die Region und ihre Beliebtheit bei Besuchern machen sie so einzigartig. Besonders beeindruckend ist der Dampflokbestand mit insgesamt 25 Dampflokomotiven der Baujahre 1897 bis 1956. Damit ist sie im Besitz des größten Dampflokbestands Deutschlands.
So viel Dampf auf der Schiene gibt es sonst nirgendwo.
Mit jährlich rund 1,1 Million Fahrgästen zählen die Harzer Schmalspurbahnen zu den meistbesuchten touristischen Attraktionen Deutschlands. Ob Tagesgäste oder Urlauber: Sie alle erleben auf dem 140 Kilometer langen Streckennetz eine einzigartige Kombination aus Technik, Natur und Nostalgie – und das auf dem längsten zusammenhängenden Schmalspurnetz Europas mit täglichem Dampfbetrieb. Die historische Bahn fährt seit über 125 Jahren durch die heutigen Bundesländer Sachsen-Anhalt und Thüringen – und verbindet nicht nur Orte, sondern auch Generationen. Und wenn der „Mephisto-Express“ zum Rocktheater „Faust auf dem Brocken“ dampft, wird die Fahrt selbst zur Bühne.
Die Harzer Schmalspurbahnen – ein Erlebnis, ein Wahrzeichen, ein Stück Heimat.